Martin Schulz kann Bierzelt

Veröffentlicht am 09.09.2017 in Veranstaltungen

Martin Schulz kam zum politischen Frühschoppen auf dem Gillamoos. Bei seinem Auftritt brachte der SPD- Kanzlerkandidat die Themen unter, für die im Fernsehduell am Vorabend kein Platz war. Der Gillamoos- Montag, eine echte Prüfung: „Wer das Bierzelt beherrscht, hat das politische Abitur“, sagte MdL Johanna Werner- Muggendorfer.

Etwas verspätet traf SPD- Kanzlerkandidat Martin Schulz im Jungbräuzelt ein. Der Empfang war dafür aber umso frenetischer: Auf Bierbänken stehend nahm Schulz den begeisterten Jubel der Menge - von mindestens 2000 Gästen ist die Rede - entgegen, reckte immer wieder beide Daumen nach oben. Es sei eine große Freude für Schulz, an diesem Morgen am Gillamoos zu sein, sagte er, er steigt auf eine Bank, winkt in die Menge, jetzt wird wild gejubelt. Das Zelt ist proppevoll, es bilden sich sogar Menschentrauben vor den verschlossenen Türen, weil die Polizei wegen Überfüllung schließen ließ.

Es sollte noch etwas dauern, bis Schulz auf die Bühne darf, davor sprachen Anja König, die Direktkandidatin für den Wahlkreis Landshut/Kelheim „Wir wollen Deutschland gerechter machen“, Bezirksvorsitzender Christian Flisek: In Deutschland gebe es eine Willkommenskultur. „Die gilt auch für Herrn Guttenberg. Wir schaffen das.“ Dann Johanna Uekermann, Bundesvorsitzende der Jusos und stellvertretende Vorsitzende der SPD in Bayern , und Florian Pronold, bayerischer Spitzenkandidat, moderiert von Uli Grötsch, MdB und Generalsekretär der BayernSPD. Uekermann sagt, dass Merkel an den jungen Leuten vorbeiregiere.

Dass er unter dem Eindruck des TV- Duells vom Vorabend auf der Bühne steht, ist Schulz klar. Gleich am Anfang greift er die Aussage auf, die er als Schlusswort sagte: "Was gestern klar geworden ist: Es gibt jemanden, der will die Vergangenheit verwalten, der heißt Angela Merkel. Und es gibt jemanden, der will die Zukunft gestalten, und der heißt Martin Schulz." Auffällig bei Schulz ist, dass er sich wenig an anderen Politikern reibt. Er legt den Fokus auf seine Vorhaben.

Nach zehn Minuten, während er sich über Kita- Gebühren aufregt, die der bayerische „Landadel“ vielleicht nicht als Problem begreife, legt er sein blaues Jackett beiseite, krempelt er die Ärmel hoch. Schulz zeigt Emotionen, streut Persönliches ein, prangert an, was ihm „auf den Keks geht“, was er sich „alles anhören“ müsse in den Medien. Ganz klar: Hier steht einer von euch. Kein Abitur, keine akademische Bildung. Schulz zeigt, dass er - ganz anders als im TV- Studio neben Merkel - durchaus witzig sein kann. Man kritisiere ihn für seine billigen Anzüge, sein altes Brillenmodell, seine Glatze. "Stimmt, die ist da, kann man sehen, steh ich auch zu", sagt Schulz.

Bei Martin Schulz ist die Stimmung nun auf dem Höhepunkt: "Kann einer mit Bart und Glatze und Kassengestell Kanzler werden? Ja, er kann." Dafür gibt‘s Riesenapplaus.

Schulz ist nun in Fahrt. Er spricht von Anfang an laut und bestimmt. Deutschland sei reich, aber ungerecht. Außerdem liege es beim Breitsbandausbau hinter Mexiko und Chile. "Ich bin ein Freund von beiden. Aber Deutschland muss vor denen liegen."

Vor allem in Zeiten des Umbruchs brauche man den Mut zum Aufbruch, mahnte Schulz. Deutschland sei ein reiches Land, aber es seien "nicht alle Menschen in diesem Land reich", betonte Schulz und beklagt massive Einkommensunterschiede in der Republik. "Das spaltet das Land." Zudem kündigte er an, er werde als Kanzler in den ersten 100 Tagen dafür sorgen, dass alles unternommen werde, die ungleiche Bezahlung zwischen Männern und Frauen zu beenden.

Mit der Feststellung, eine Krankenschwester verdiene in einer Minute weniger als 40 Cent, leitet er auf eines der Themen über, die beim TV- Duell zu kurz oder gar nicht erst vorkamen: die Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen. Er wendet sich an die Väter im Zelt: Wenn die Töchter weniger bekämen als die Söhne, wo bestehe da die Gerechtigkeit?

Schulz ist bei seinem zentralen Wahlkampfthema angekommen, der Gerechtigkeit. Er gestaltet die Rede so, wie ein zweites TV- Duell hätte aussehen können, es geht um Bildung, Arbeitsmarkt, fehlende Wohnungen, Kita- Gebühren. "Ich weigere mich, mich darauf auszuruhen, dass die Bundesrepublik Deutschland ein blühendes Land ist", sagt er. Nur weil Deutschland ein reiches Land sei, seien noch lange "nicht alle Menschen in diesem Land reich".

Normal arbeitende Menschen, sagt Schulz, bräuchten einen Staat, der mit für die Kinder sorgt. Reiche Leute dagegen könnten sich einen armen Staat leisten. In dieser Rede geht es um Langzeitarbeitslose und Altenpfleger, um Studenten auf Wohnungssuche, um ein vereintes Europa, weniger um Flüchtlingspolitik, nicht um Diesel, nicht um die Maut. Die Zuhörer glauben ihm, dass er Kanzler werden will, und dass er durchaus auch Gründe dafür hat.

Schulz hat aus dem TV- Duell mitgenommen, dass zu wenige Unterschiede zwischen Merkel und ihm deutlich wurden - und hebt sie darum nochmal deutlich hervor. Die Rente "Ein Land des Reichtums wie die BRD muss die Würde des Alters zu einer Staatsaufgabe machen. Ich bin nicht dazu bereit, dass wir in unserem Land Altersarmut haben. Und nicht, dass vor allem Frauen darunter leiden." Die Rüstungspolitik: "Wir werden mehr Geld in die Bundeswehr stecken, aber ich bin nicht bereit, mich der Aufrüstungslogik von Donald Trump zu unterwerfen. Ausrüstung ist nicht Aufrüstung." Er erinnert daran, wie es im Krieg war, findet klare Wort gegen rechts und sagt den Satz, für den er am meisten Applaus bekommt: "Die AfD ist keine Alternative für Deutschland, sie ist eine Schande für unsere Nation!"

Ein Wort zur beruflichen Bildung: "Eine gute berufliche Ausbildung muss genauso viel Wert sein wie eine akademische Ausbildung."

Er attackiert erneut den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und bekräftigt seine Forderung nach einem Stopp der EU- Beitrittsgespräche. Die Willkür, mit der der türkische Ministerpräsident Erdogan gegen Gegner vorgeht, nennt er „eine Art Säuberung“. Die Bundesrepublik könne nicht mehr lange zuschauen. „Genug ist genug.“ Nach Erdogan äußert sich Schulz nun auch zum US- Präsidenten Donald Trump: "Die Weltmeisterschaft des Ungefähren bringt uns keinen Schritt weiter (eine Hieb gegen Merkel). Ich respektiere nicht, dass Donald Trump uns mit einem Tweet an den Rand einer Krise bringt. Wer nicht in der Lage ist, sich vom Nazi- Mob zu distanzieren, dem muss man sagen: Deine Politik wird nie die Politik der Bundesrepublik Deutschland sein. Ich finde, das ist auch nicht schwer und das ist auch kein mangelnder Respekt."

Nach einer knappen Stunde endet er mit einem Appell: "Macht Deutschland gerechter. Lasst es uns für die Zukunft fit machen. In einem gerechten Deutschland, in einem vereinten Europa." Martin Schulz wurde frenetisch gefeiert.

Zum Abschied bekommt er ein paar neue SPD- Mitglieder geschenkt. Am Schluss spielt wieder die Blaskapelle, die sie hier schon frohgemut zur Bundeskanzlerblaskapelle ausgerufen hat.

Bericht im Donaukurier

 

 

 

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