Enthüllung einer Gedenktafel mit Jacob Haiblum und Bm Christian Nerb (Quelle: MZ) In Saal ist Ende 1944 ein Außenlager des KZ Flossenbürg errichtet worden. Häftlinge mussten Stollen in den Ringberg graben für eine geplante unterirdische Flugzeug-Produktion. Die Arbeitsbedingungen, Unterbringung und Verpflegung waren so katastrophal, dass jeder Dritte der rund 740 Häftlinge gestorben ist.
Um die Erinnerung an dieses dunkle Kapitel in der Saaler Geschichte wach zu halten errichtete die Katholische Junge Gemeinde (KJG) unter Leitung von Michaela Mader-Hampp im Jahr 2000 erste Info-Tafeln auf dem Weg vom Bahnhof Saal bis zum Ringberg.
Ein Jahr später erforschte Birgit Eisenmann für ihre Zulassungsarbeit die Geschichte des Außenlagers. Dabei lernte sie auch Jakob Haiblum kennen, der als Häftling
auch in Saal geschunden wurde. Der heute 91-Jährige nahm als Ehrengast an der Feierstunde zur Einweihung des erneuerten Gedenkweges am Saaler Ringberg teil.
Auf Anregung des Arbeitskreises Heimatgeschichte Saal haben die Stiftung Bayerische Gedenkstätten und die KZ- Gedenkstätte Flossenbürg sechs Informationstafeln neu erarbeitet, die auf Deutsch und Englisch die Geschichte des Außenlagers Saal erzählen. Das mit Landesmitteln finanzierte Projekt wurde finanziell und ideell von der Gemeinde Saal unterstützt, ebenso von der Kulturstiftung Niederbayern.
Sechs Tafeln informieren nun über das Außenlager (am Saaler Bahnhof), über das „Geheimprojekt Ring-Me“ (Stollenzugänge an der Teugner Straße), das Lager-Elend und die Leichenverbrennung (drei Tafeln entlang des Forstwegs am Ringberg) sowie die KZ-Grab- und Gedenkstätte (am Waldfriedhof Saal).
Braucht es 70 Jahre nach Ende der NS-Schreckensherrschaft noch neue Gedenkstätten für Hitlers Opfer? Eine Antwort auf diese Frage findet Karl Freller, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, wenn er dieser Tage neue Schreckensnachrichten liest: Ja, es braucht die Erinnerung an den Terror von einst, „denn davor habe ich Angst: dass wieder Menschen an die Macht kommen, die Andere vernichten wollen. Extremismus ist Gift für die Welt, ob links, rechts oder religiös motiviert!“
Wer wüsste das besser als Jakob Haiblum, er hat den Terror des Nazi-Regimes am eigenen Leib erfahren, weil er Jude war.
Auf einer vom Forstamt herrichteten Fläche, wo sich damals die Verbrennungsstätte befand verleiht jetzt neben der Tafel ein vom Kalkwerk gestifteter weißer Steinblock dem Ort ruhige Würde. Diese Würde des Orts hob Stiftungsdirektor Karl Freller hervor, wie auch die würdevolle Feier, umrahmt von der Bläsergruppe Poschenrieder und der Didgeridoo-Gruppe von Rolf Bach. „Das spricht Bände“, dankte Freller dem Bürgermeister und den rund 50 Anwesenden: Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft und auch interessierte Saaler.
Anschließend fand am Rathaus in Saal ein Empfang statt.
Artikel in der MZ
Interview mit Martina Hutzler (MZ)
Video TV-aktuell
Buch von W.Benz und B.Distel über Flossenbürg und die Außenlager
MZ Bericht vom Mai 2013
Von links: Carolin Plank (KJG); Ulrich Fritz (Stiftung Bayerischer Gedenkstätten); Chaim Haiblum (Sohn von Jacob); Thomas Muggenthaler (BR); Dr. Jörg Skriebeleit (Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg); im Gespräch: Jacob Haiblum
Bürgermeister Nerb zeigt das Goldene Buch der Gemeinde
Jacob Haiblum zeigt seinen Eintrag vom letzten Besuch in Saal
Tafel 1 steht gegenüber vom Bahnhof Saal vor dem Glockenturm der ev. Kirche
Gedenktafeln