Die Geburtsstunde einer neuen Republik

Veröffentlicht am 18.10.2015 in Allgemein

Ein satirischer Aufsatz von Martin Kaysh

Flüchtlinge. Die Politik sagt: Der Zustrom Hunderttausender aus Kriegs- und Elendsgebieten wird unser Land verändern. So könnte es aussehen: eine Vision

 

Der Spätsommer 2015 hatte das Land verändert. Die spontanen Hilfen vorbei an DRK, Caritas und Diakonie. Jene Szenen, in denen Menschen in Menschenketten nicht Überzeugungen und Kerzen vor sich hertrugen, sondern Tüten weiterreichten mit Klamotten und Spielzeug. Diese Nächte, in denen im Bahnhof nicht Fußballfans Biervorräte plünderten, sondern Fremdenfans die Drogeriemärkte.

Keiner hatte eine Hand frei, um Transparente zu halten mit diesen Sprüchen von Menschen, die fast überall Ausländer seien. Einen gewissen Demotrtt zogen nur Altbackene durch, tapfer, wie es ihre Ideologie verlangte, jene durch- und weitaus Rechten. Es waren die Pack-Tage, in denen Tausende zupackten und Sigmar Gabriel in Heidenau das Pack auch „Pack“ nannte.

Die Republik wollte ihre zweite Chance nutzen. Die erste hatte sie vor Jahren verspielt, in Rostock-Lichtenhagen, Mölln, Solingen und Hoyerswerda.

Das war die Geburtsstunde einer Neuen Republik. Ich stelle mir vor: Wer weiter pöbelte, durfte nach einer Reform 2016 wunschgemäß live erleben, was „die Ausländer“ ihm wegnahmen, bekam eine Alditüte mit Altkleidern, Zahnbürste (neu) und Damenbinden (unabhängig von Alter und Geschlecht) und durfte wochenlang in einer Turnhalle wohnen.

Seit 2017 muss man sein Recht auf rassistische Kundgebungen erwerben. Erst mal weist man dazu seine deutsche Herkunft in den Grenzen von 1990 nach. Das wäre simpel, benötigte man dafür nicht beglaubigte Abschriften in den Amtssprachen der EU, und wären die Ämter nicht so arg unterbesetzt. Dann folgt der gute, alte Einbürgerungstest. 33 Fragen zu deutscher Geschichte und Kultur, und da geht es nicht nur um Hitlers Autobahn. Bei 17 richtigen Antworten kannst du demonstrieren gehen, bei 16 erhältst du eine Duldung deiner deppischen Ansichten, darunter wirst du der Zentralaufnahmestelle zugeteilt.

 

Das Leben ist dort sehr pur. Die Republik hat sich geändert, ist älter geworden, die flotten Nazis auch. Ihre Pflege wird schwierig, weil sie wunschgemäß nicht mit Menschen außerhalb ihres Kulturkreises in Kontakt kommen wollen. Man ist in manchen Ecken unter sich, alt, deutsch, unvermehrt. Es riecht schon etwas streng.

Gewinner sind Regionen, die sich früh auf die Umverteilung des Soli eingestellt haben. Der wandert seit 2020 nicht mehr pauschal in die Neuen Länder, sondern in offene, innovative Zonen des Landes. Es sind die Sieger des demografischen Wandels. Hier müssen keine Schulen und Krankenhäuser geschlossen werden, hier wächst die Bevölkerung.

Bayern geht es gar nicht gut. Dem Land ist die Treue zur Staatspartei zum Verhängnis geworden. Geld- und Flüchtlingsströme sind vorbeigezogen. Lange kassierte man unglaubliche Löhne und zahlte irre Mieten, so man irgendwas mit Computern machte. Irgendwann konnte sich keine Rewe-Kassiererin und kein Altenpfleger mit Migrationsgeschichte mehr den Aufenthalt leisten. Auch München begann zu riechen.

 

Martin Kaysh ist Kabarettist, Alternativkarnevalist („Geierabend“) und Blogger. Er lebt im Ruhrgebiet, freiwillig.

 

Aus dem „vorwärts“ 10-11/2015, „Das Allerletzte“

 

 

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